Das Leben ist unvorhersehbar, oftmals turbulent und konfrontiert uns jeden Tag mit Überraschendem oder auch Problemen. Die Kunst ist es, damit umzugehen, schnell umzudenken, nicht gleich wütend zu werden oder vorschnell zu resignieren.
Ohne, dass wir es direkt bemerken, wird unsere kognitive Flexibilität von morgens bis abends unzählige Male benötigt. Doch wie macht sich die kognitive Flexibilität im Alltagsleben bemerkbar? Und was ist das überhaupt?
Kognitive Flexibilität ist die Fähigkeit unseres Gehirns, zwischen verschiedenen Denkmustern, Aufgaben oder Konzepten zu wechseln und sich an neue Situationen schnell anzupassen. Sie umfasst flexibel zu denken, sich auf neue Informationen einzustellen und alternative Lösungsansätze zu finden.
Beispiele - so kann es passieren:
Das Frühstück: Sie bereiten morgens das Frühstück zu und stellen fest, dass keine Milch mehr da ist. Was tun Sie? Ärgern Sie sich und gehen ohne Frühstück aus dem Haus? Gehen Sie in ein Café und frühstücken dort? Haben Sie etwas anderes für Ihr Frühstück auf Vorrat? Kognitive Flexibilität ermöglicht es uns über die verschiedenen Optionen nachzudenken, wenn der ursprüngliche Plan aus einem unerwarteten Grund verändert oder nicht durchführbar ist.
Weg zur Arbeit: Sie fahren immer auf demselben Weg mit dem Auto zur Arbeit. An einem Tag regnet es stark und Sie ahnen, dass es zum Stau kommen wird. Was tun Sie? Ärgern Sie sich und quälen sich wütend durch den Stau? Sie könnten früher zur Arbeit losfahren und versuchen, dem Verkehr auszuweichen oder Sie könnten ein öffentliches Verkehrsmittel nehmen und hoffen, dass Sie so zur gewohnten Zeit zur Arbeit kommen. Unsere ursprünglichen Pläne und unsere Routinen werden durch eine unerwartete Situation verändert, doch die kognitive Flexibilität ermöglicht es uns, alternative Lösungen zu finden, um wie gewohnt zur Arbeit zu gelangen.
Freundschaft: Wenn ein guter Freund oder Freundin plötzlich nicht mehr mit Ihnen spricht, hilft uns ebenfalls die kognitive Flexibilität, darüber nachzudenken, warum das so ist. Was tun Sie? Ziehen Sie sich schmollend zurück? Sie könnten auch überlegen, was genau passiert sein könnte und mögliche Gründe dafür finden, warum er oder sie nicht mehr mit Ihnen spricht. Wenn wir über die Situation vom Standpunkt anderer aus nachdenken, hilft das, sich in ihre Lage hineinzuversetzen und herauszufinden, was zu dieser Situation geführt hat.
Die Fähigkeit zur kognitiven Flexibilität spielt also eine wichtige Rolle in verschiedenen Bereichen unseres Lebens, so zum Beispiel auch im beruflichen Umfeld, beim Lernen, bei kreativen Aufgaben und im zwischenmenschlichen Bereich.
Eine gute mentale Flexibilität ermöglicht es:
✔ uns schnell an Veränderungen oder neue Situationen anzupassen,
✔ neue Situationen zu akzeptieren und sofort nach alternativen Lösungen zu suchen,
✔ von einer Aktivität auf eine andere überzugehen und zu wissen, wie wir uns in jeder Situation am
besten verhalten,
✔ verschiedene Dimensionen der Wirklichkeit wahrzunehmen und diese von unterschiedlichen
Blickrichtungen zu betrachten,
✔ versteckte Beziehungen zu erkennen, um so zu ermöglichen, für ein Problem die beste Lösung zu
finden,
✔ sich besser in die Lage anderer zu versetzen und Kompromisse einzugehen.
Die gute Nachricht ist: Das Meiste, was wir dafür brauchen, ist jenseits des Unmöglichen zu erlernen, denn es gibt verschiedene Strategien und Übungen, die gar nicht so speziell sind. Wie alle anderen kognitiven Fähigkeiten, kann auch die hier beschriebene mentale Flexibilität trainiert, gelernt und verbessert werden.
Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie kognitive Flexibilität trainieren können:
Improvisation: Nehmen Sie an Improvisationskursen teil, sei es in der Schauspielerei oder im Alltag. Improvisation erfordert schnelle Anpassungsfähigkeit und fördert die Flexibilität im Denken und Handeln.
Debattieren: Engagieren Sie sich in Debatten oder Diskussionen zu unterschiedlichen Themen. Das Argumentieren aus verschiedenen Perspektiven trainiert Ihre Fähigkeit, flexibel auf unterschiedliche Standpunkte einzugehen.
Mentales Training: Stellen Sie sich bewusst ungewöhnliche Szenarien vor und denken darüber nach, wie Sie damit umgehen würden. Diese mentale Flexibilität kann Ihnen helfen, besser auf unvorhergesehene Situationen im realen Leben zu reagieren.
Zeitmanagement: Organisieren Sie Ihre Zeitfenster und Aufgaben bewusst anders als gewohnt. Das Ändern Ihrer Routinen wird dazu beitragen, neue Denkmuster zu entwickeln und Ihre mentale Flexibilität zu verbessern.
Sprachen lernen: Das Erlernen einer neuen Sprache erfordert das Verstehen und Anwenden von verschiedenen sprachlichen Regeln und Strukturen. Dies wird ebenfalls Ihre mentale Flexibilität stärken.
Netzwerken und Austausch: Suchen Sie bewusst den Austausch mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Denkweisen. Diskussionen mit anderen über deren Sichtweisen werden neue Perspektiven eröffnen und Ihre geistige Flexibilität erweitern.
Egal für welche Methode Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass Sie kontinuierlich an Ihrer kognitiven Flexibilität arbeiten. Das bewusste Abweichen von gewohnten Denkroutinen, wird Ihnen dabei helfen, die Fähigkeiten weiterzuentwickeln und künftig bei neuen und unvorhersehbaren Situationen einzusetzen.
Herzlichst
Ihr Michael Langheinrich